15.09.2009

Neues von der GfA: Tag 1


Guten Abend,
Nach einer ewig langen Anreise und einem furchtbar anstrengendem restlichen Montag, nun mein erster Zwischenbericht aus München:
Was schon gestern interessant war zu sehen, dass auch bei den Anthropologiestudenten aus anderen Universitäten Deutschlands ein gewisses Bewusstsein dafür da ist, dass die deutsche Anthropologie in einer recht prekären Lage ist.
Selbiges wurde heute nochmals von Wolf Schiefenhövel (ich hoffe ich habe den Namen jetzt richtig geschrieben) angesprochen. Allerdings, stimme ich, bis jetzt, nicht mit seiner Meinung überein, dass die bei dieser Tagung vorgestellten Themen zeigen, dass die deutsche Anthropologie besser da stünde als ihr Ruf.
Die Bestätigung meines, eher negativen, Eindrucks wurde mir sogleich im ersten Vortrag geliefert, von dem ich der Meinung bin, dass er in seiner hier präsentierten Form, eher auf einem Archäologenkongress vorgestellt werden müsste als auf der Tagung de GfA. Zur Anmerkung, ich kritisiere hier nicht die Qualität des vorgestellten Sachverhalts.
Allerdings gibt es auch einige schöne Dinge zu berichten:
So durfte ich einem Vortrag von Israel Hershkovitz zuhören, der über „darwinistische Medizin“ gesprochen hat. Der Begriff sagte mir erstmal nichts, doch ging es in dem Vortrag darum, die Stammesgeschichtliche Vergangenheit des Menschen bei der Untersuchung nach den Ursachen bestimmter Krankheitsbilder mit einzubeziehen.
Das wichtigste sagte er jedoch zum Schluss seines Vortrages: Er sagte, dass wenn die Anthropologie nicht bereit wäre der darwinistischen Medizin, so laufe sie Gefahr zu einer „Indiana Jones Wissenschaft“ zu werden.
Meine Interpretation dieses Satzes ist folgende: Ist die Anthropologie nicht bereit eine Art „evolutionsbiologische Schnittstelle“ zwischen anderen Wissenschaften einzunehmen, so läuft sie Gefahr auf eine Zuarbeiterwissenschaft für die Archäologie und Geschichtsforschung reduziert zu werden (ein Punkt den man in diesen Tagen in München gut beobachten kann).
Der andere Interessante Vortrag kam von Kornelius Kupczik und befasste sich mit einer sehr interessanten Methodik über die man die Auswirkungen von Stress auf bestimmte Knochenstrukturen darstellen kann. Er stellte dies im Rahmen der Fragestellung vor, ob die großen Überaugenwülste bei vielen Primaten und frühen Hominiden ein Resultat großer Kaudrücke seien. Seinen Untersuchungsergebnissen zufolge trifft dies nicht zu.
So nebenbei war dieser Vortrag wunderbar präsentiert, im Gegensatz zu manch anderem heute.

Ansonsten gabs viel Prähistorisches, wobei sich die Strukturen der Vorträge weitestgehend glichen.
Soviel für Heute, ich bin doch überrascht das es doch zwei Themen gab die mich etwas gepackt haben und ich hoffe sehr, dass es so weitergeht. Morgen trifft sich übrigens der wissenschaftliche Nachwuchs, ein Termin den ich auf keinen Fall verpassen werde und ich bin sehr gespannt, was da so alles erzählt wird.
Bis Morgen!