Es war vor etwas mehr als einer Woche. Ich war gerade dabei
mich auf meine letzte Prüfung vorzubereiten, die am darauffolgenden Tag
stattfand, als mich dere Gedanke wie ein Schlag traf: "Bald ist es
vorbei."
Für die längste Zeit und vor allem über die letzten zwei
Jahre war der Gedanke, dass mein Studium irgendwann einmal vorbei sein könnte,
etwas was für mich nur in der Theorie existierte. Wirklich daran geglaubt, dass
der Tag kommt an dem ich wirklich fertig bin, habe ich nicht.
Zu groß waren meine persönlichen Schwierigkeiten, zu groß
schienen die Herausforderungen zu sein und viel zu gering das Vertrauen in
meine eigenen Fähigkeiten.
Meine Frustrationen mit dem Fach und meiner Situation waren
so groß, dass ich anfing mich mit vollkommen anderen Dingen zu beschäftigen. Es
gibt Menschen in meinem Umfeld, die diese Dinge "Prokrastination"
bezeichnet haben. Ausweichhandlungen deren einziger Zweck es war, mich nicht mit den
Dingen auseinanderzusetzen, die ich eigentlich erledigen sollte.
Prokrastionation ist ein schwierig zu greifender Begriff,
denn wo exakt liegt die Grenze zwischen "Zeitverschwendung" und
"Horizonterweiterung"?
Ich persönlich bin der Meinung, dass das was ich in der Zeit
getan habe, keine Zeitverschwenung war. Klar, ich hätte mein Studium vielleicht
ein halbes Jahr früher beenden können, aber ich würde weniger über mich selbst
wissen, als ich es heute tue.
Manchmal tut es gut zu wissen, dass man nicht nur eine Sache
gut kann, dass das Wissen was man erworben hat nicht nur einem spezifischen Kontext
nützlich ist. Seinen eigenen Horizont zu erweitern, indem man Dinge tut, die
für einen selbst merkwürdig und unbequem sind (obwohl man vielleicht schon seit
längerem darüber nachdachte sie auszuprobieren) kann befreiend sein. Es kann
einem die Last von der Schulter nehmen, diese eine spezifische Sache
erfolgreich abschließen zu müssen.
Der universitäre Teil meines Studiums hat in den letzten
zwei Jahren wenig Spaß gemacht. Es war zuviel Druck da, zuviele eingebildete
Erfahrungen die ich meinte erfüllen zu müssen.
Der Spaß kam erst in den letzten sechs Wochen wieder, als
ich mich auf meine Prüfungen vorbereitet habe. Hauptsächlich weil ich gemerkt
habe, wie all die Dinge die ich lernen musste nun in ein neues, wesentlich
vielfältigeres Netz gefallen sind. Weil mir die Erwartungen anderer egal waren
(mit Ausnahme von zwei Personen wusste niemand meine Prüfungstermine) und weil
ich eine Sache in den letzten zwei Jahren gelernt habe, die all die
Frustrationen wert war: Egal was passiert, niemals wird eine Note in der Lage
sein über mein Leben bestimmen zu können.
Die Prüfungen verliefen großartig, auf das endgültige Urteil
über meine Magisterarbeit warte ich nocht, aber ehrlich gesagt, ist es für mich
mehr oder weniger unerheblich.
Die letzten sechs Wochen haben zu den schönsten Wochen
meines Lebens gehört und mehr als je zuvor bin ich davon überzeugt, dass die
einzige Person die mich von den Dingen abhalten kann die ich tun möchte, ich
selbst bin.
Was heißt das genau? Wie sehen meine Pläne aus?
Ich habe keine Ahnung und um ehrlich zu sein, ist mir das
auch egal.