(In der Hoffnung so etwas wie eine gewisse Regelmäßigkeit in meine Schreibtätigkeit zu bringen, als auch um mir selbst einen Platz zu geben wo ich diverse Dinge organisieren kann, habe ich beschlossen eine Art „Entwicklertagebuch“ für meine Magisterarbeit zu schreiben. Mein Plan ist, jeden Monat einen Überblich zu liefern, was ich bislang getan habe, und was für die nächsten Monate für die Arbeit geplant ist. Beobachtet wie ich Monat für Monat immer wieder dumme, vermeidbare organisatorische Fehler begehe und mich der Stress den diese Arbeit mit sich bringt im Laufe des nächsten Jahres in den Wahnsinn treiben wird.)
Ich sitze ja schon seit geraumer Zeit an meiner Magisterarbeit. O.K., „sitzen“ ist vielleicht zuviel gesagt, vielmehr drehe ich mich auf dieser Arbeit im Kreis, wie ein Hund der sich nicht sicher ist, ob sich nun auf den Teppich setzen will oder nicht.
Dies ist selbstverständlich kein befriedigender Zustand und zwar aus mehreren Gründen:
1. Ist dies das letzte Stück was ich in diesem Studium bewältigen muss. Und ich hasse mein Studium mittlerweile wie die Pest.
2. Habe ich sonst nichts besseres zu tun.
3. Habe ich nur noch bis Januar 2013 Zeit meinen Kram fertig zu kriegen, wenn ich nicht meine Psychologie-Nebenfachprüfung nochmal machen möchte.
Also habe ich beschlossen jetzt einfach reinzuspringen, ungeachtet all der Dinge die man eigentlich noch vorbereiten müsste bevor man wirklich anfängt. Ich gehe einfach davon aus, dass sich all diese kleineren Probleme schon im Laufe der nächsten Wochen lösen werden.
Aber bevor ich hier noch weiter wage vor mich hin schwadroniere, worum geht es eigentlich in meiner Arbeit und was muss ich eigentlich dafür tun?
Ich habe vor eine phylogenetische Stammbaumrekonstruktion mit Schädeln nicht erwachsener Individuen durchzuführen und diese Stammbäume in einem weiteren Schritt mit einem „Erwachsenenstammbaum“ zu vergleichen. Hauptsächlich geht es darum sich mal anzuschauen inwiefern Alterungs- und Reifeprozesse (Ontogenese) Stammbaumhypothesen beeinflussen können. Das hängt natürlich immer stark davon ab, wie viele der verwendeten Merkmale überhaupt von solchen Prozessen betroffen sind, aber ich denke das es nichtsdestotrotz recht spannend sein könnte, sich diese Sache mal etwas näher anzusehen.
Ich werde das ganze an Menschenaffen und Menschen machen, ganz einfach weil ich die Hoffnung habe, dass man vielleicht ein paar Kleinigkeiten aus dieser Arbeit herausziehen kann, die für die Klassifizierung von fossilen Formen von Bedeutung sein könnten. Außerdem habe ich bereits einen netten Merkmalskatalog den ich für eine solche Untersuchung verwenden kann.
Genauer gesagt werde ich folgende Taxa benutzen:
Pavian –Außengruppe
Orang-Utan
Schimpanse
Mensch
Ursprünglich hatte ich noch den Gorilla in dieser Geschichte drin, doch hat mein Betreuer mir dazu geraten ihn rauszunehmen. Ich habe vor ein paar Monaten darauf hingewiesen, dass es bei der Verwandtschaft zwischen Gorilla Schimpanse und Mensch ein paar Probleme gibt, die man nicht wirklich lösen kann. Um jedoch zu vermeiden, dass dieses „Trichotomieproblem“ einen Einfluss auf meine Resultate hat, werfe ich den Gorilla einfach raus.
Das beschränkt mich natürlich ein bisschen, wenn es darum geht weiterführende Aussagen aus meinen Daten abzuleiten, aber da meine Stichprobe ohnehin nicht sehr groß ist, war dieses Potential von vorneherein nicht so groß.
Mein Hauptaugenmerk liegt jetzt erstmal darin eine technisch saubere Arbeit abzuliefern. Glücklicherweise wird von mir im Moment auch nicht mehr verlangt.
Also, was gibt es für diese Arbeit zu organisieren?
Da wäre zunächst einmal die Frage woher ich meine Stichprobe beziehe. Glücklicherweise gibt es im deutschsprachigen Raum eine Reihe von Museen deren Sammlungen groß genug sind, als das ich dort genügend Individuen finden werde. Momentan sind das Senckenbergmuseum (was dankenswerterweise quasi vor meiner Haustür liegt), das Museum des anthropologischen Instituts der Universität Zürich und das Naturkundemuseum in Berlin auf meiner Liste. Mein Ziel ist es bis Anfang Juni meine gesamten Daten erhoben zu haben, was bedeutet, dass ich vermutlich quasi jetzt die Anfragen losschicken muss, falls ich das tatsächlich bis dahin schaffen möchte.
Die nächste Frage ist die nach den Messinstrumenten. Diese Frage ist etwas schwieriger zu beantworten. Dummerweise verfügt unser Institut anscheinend nicht mehr über ein großes Kontingent an Messwerkzeugen, weshalb ich diese Dinger vermutlich mir irgendwo selber besorgen muss. Ich gehe einfach nicht davon aus, dass mir die jeweiligen Museen einfach immer alles bereitstellen, weil ich nicht in die Lage geraten möchte plötzlich ohne Werkzeug dazustehen.
Die letzte Frage die sich stellt ist die nach dem Geld. Lange Aufenthalte in fremden Städten kosten Geld und Geld war bei mir in den letzten Jahren immer relativ knapp bemessen.
Ursprünglich hatte ich vor einen Antrag auf ein Förderstipendium bei meiner Uni zu stellen, doch leider verweigert mir mein Betreuer das dafür nötige Gutachten, da er lieber möchte, dass andere Projekte Geld aus diesem Topf erhalten. Dummerweise kann ich gegen diese Sache nichts tun, sosehr es mich auch ärgert. Stattdessen habe ich angefangen mich nach Alternativen Förderungswegen umzuschauen, aber bis ich dort etwas gefunden habe, versuche ich einfach soviel Geld anzuhäufen wie nur irgend möglich.
Immerhin kann ich mir die Messwerkzeuge und ähnliche Dinge von meinem Institut bezahlen lassen. Trotzdem erschließt es sich mir nicht, warum der eigene Betreuer kein Interesse daran hat, dass der betreute Student optimale Bedingungen für die Durchführung seiner Magisterarbeit hat.
Im Grunde genommen sind all diese Fragen geklärt, bzw. ich weiß wie ich sie klären kann, weshalb ich jetzt beschlossen habe, diese ganze Arbeit jetzt mal in die Wege zu leiten.
Diese Woche werde ich versuchen meine Museumsaufenthalte festzumachen, die Wekrzeugfrage endgültig zu klären und meine menschliche Stichprobe aufzutreiben, einen Punkt den ich bislang etwas vernachlässigt habe.
Außerdem möchte ich versuchen mich noch für ein anderes Förderprogramm zu bewerben, eins wo ich nicht der Willkür meines Betreuers ausgesetzt bin. Mehr dazu hoffentlich in ein paar Tagen.