12.09.2009

Prähistorische Anthropologie

Vorneweg möchte ich noch eines sagen, dieses Feld gehört nicht wirklich zu meinen Lieblingsbereichen, weswegen mein Wissen dazu auch recht begrenzt ist.


Aber gut, kommen wir nun zum wesentlichen: Ziel der prähistorischen Anthropologie ist es die "Grundsätzlichen Lebensbedingungen und Probleme des Menschen in der Geschichte" darzustellen. Unter diesem Satz kann man ne ganze Menge verstehen, aber was sollte man darunter verstehen und was eher nicht?
Im meinem Studium kam mir unter anderem noch folgende Definition unter: Während in der Paläoanthropologie die Makroevolution des Menschen, also die Evolution hin zu unserer Art, betrachtet wird. Wird in der Prähistorischen Anthropologie die Mikroevolution des modernen Menschen betrachtet. Also im Grunde genommen die biologischen Prozesse denen er seit seines ersten Auftauchens ausgesetzt ist.
Von großer Bedeutung ist hierbei der Punkt, dass man um diese biologischen Prozesse nachvollziehen zu können nicht auf die Individuen achtet, sondern versucht ganze Populationen zu betrachten. Dies wird durch die Untersuchung der Skelettbefunde alter Friedhöfe bewerkstelligt. Wobei an diesem Punkte die Frage wichtig ist, ob die untersuchte Friedhofspopulation tatsächlich eine reale Population repräsentiert. Ohne diesen Vorgang könnte man nämlich keine verlässlichen Aussagen darüber treffen, wie sich diese vergangenen Populationen tatsächlich verhalten haben und welchen Lebensbedingungen sie ausgesetzt waren.


Dies ist jetzt alles ziemlich schwammig, aus diesem Grunde ein kleines Beispiel einer, wie ich finde, guten prähistorischen Untersuchung: Es geht hierbei um die Frage ob die in Mitteleuropa ansässigen Menschen den bereits vor über 10000 Jahren im Nahen Osten praktizierten Ackerbau übernommen haben, oder ob Menschen aus anderen Regionen diesen nach Europa gebracht und die lokalen Populationen verdängt haben.
Wer genauer wissen will wie sich diese Sache verhält sei dieser Artikel zu empfehlen.


Jedenfalls hat diese ganze Untersuchung eine streng evolutionsbiologische Fragestellung: Wurde die lokale Bevölkerung verdängt oder übernahm sie die neuen kulturellen Errungenschaften der Fremden?
Nun gut, auch hier stellt sich die Frage, wie stark die prähistorische Anthropologie im Allgemeinen vom typologischen Arbeiten der Vergangenheit weggekommen ist und sich einer mehr populations-/ bzw. evolutionsbiologischen Richtung angenähert hat.


Im Tagungsprogramm der GfA (Raum 1, Raum 2) finden sich ein paar Titel die eher auf Einzefallbeschreibungen hindeuten, die streng genommen, keine große wissenschaftliche Aussagekraft besitzen. Und auch viele der anderen Vorträge machen auf mich eher einen rein deskriptiven Eindruck, als einen Theoriegeleiteten.
Gut, auch hier gilt: "Never judge a book from its cover". Also werde ich mir das alles Mal ansehen und im Nachhinein entscheiden, wie gut sich die einzelnen Vorträge mit den hier aufgestellten Prämissen decken.

Literatur:
Hermann, B., Grupe, G., Hummel, S., Piebenbrink, H., Schutowski, H. (1990). Prähistorische Anthropologie. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York.