20.05.2009

Das Problem der "missing links" (Teil II)

Aus aktuellem Anlass mal wieder was Neues.

Wie man mittlerweile schon diversen Internetseiten, Videotexten und anderen Informationsquellen entnehmen konnte, wurde mal wieder ein tolles "missing link" gefunden. Es handelt sich hierbei um ein ziemlich vollständiges Fossil eines 47 Millionen Jahre alten Affen.

Nun komme ich schon zu meinen ersten Problemen, die ich mit den momentanen Meldungen habe: Es handelt sich bei diesem Fossil weder um das entscheidende Bindeglied zwischen Menschen und Affen, noch handelt es sich hierbei um den Urahn von Mensch und Affe.

Zu ersterem, ein 47 Millionen Jahre altes Lebewesen kann gar nicht das letzte Bindeglied zwischen Mensch und Affe sein. Zu diesem Zeitpunkt, gab es nämlich noch gar keine Menschenaffen, also die "Sorte" Affen, zu der auch wir zählen. Wäre dieses nun gefundene Fossil das letzte Bindeglied zwischen Mensch und Affe, so würde dies bedeuten, dass die Linien von Mensch und Schimpanse (unser nächster noch lebender Verwandter) sich vor gut 50 Millionen Jahren getrennt haben. Dies widerspricht nicht nur den Ergebnissen Molekulargenetischer Untersuchungen um mindestens 40 Millionen Jahre sondern würde diverse Fragen in Bezug auf die Hohe Ähnlichkeit zwischen Mensch und Schimpanse aufwerfen.

Zum zweiten Punkt, das gefundene Fossil entspricht wohl einem frühen Vertreter der so genannten "Trockennasenaffen", zu dem die Tarsier (Koboldmakis) sowie die Neu- und Altweltaffen gehören. Im Grunde genommen, ist er ein erster Vertreter der höheren Primaten.Die Primaten selber entstanden wahrscheinlich schon zu Ende der Kreidezeit (also vor gut 65 Millionen Jahren) und sind somit wesentlich älter, als das nun gefundene Fossil.Ein letztes noch. Man wird niemals ein "Missing Link" zwischen Mensch und Affe finden und zwar aus einem ganz einfachen Grund. Wir sind Affen. Aus Evolutionsbiologischer Sich macht es keinen Sinn zwischen Mensch und Affe/bzw. dem restlichen Tierreich im Allgemeinen eine Trennlinie zu ziehen. Warum dies trotzdem getan wird hat mit der irrigen Annahme zu tun, wir als Menschen seien besser als die restlichen Lebewesen und verdienen daher eine Sonderstellung.

Das ganze soll man bitte nicht falsch verstehen, der Fund als solches ist in der Tat beeindruckend. So wie es jedes fast vollständige Fossil ist, vor allem wenn es sich hierbei um sehr basale Vertreter einer neuen Tiergruppe handelt. Die Frage nach der weiteren Verzweigung der Primaten nach ihrer Entstehung ist noch mit einigen Unsicherheiten versehen und dieser Fund kann sicher dazu beitragen einige bestehende Hypothesen zum Ursprung der höheren Primaten (und schlussendlich auch zum Ursprung des Menschen) überprüfen zu können.

Was mich in diesem Falle nur wieder massiv stört ist die Art und Weise wie über diese Sache berichtet wird. Nur weil ein paar hohlköpfige Redakteure nicht in der Lage sind zu verstehen, warum dieses Fossil jetzt für die Primatologie so wichtig ist, wird irgendeine Märchengeschichte erfunden die überhaupt nicht den Tatsachen entspricht.
An dieser Stelle, stellt sich natürlich auch die Frage, welchen Anteil, die Wissenschaftler, welche an der Veröffentlichung dieses Fossils beteiligt waren, an diesem Dilemma haben.

Man sollte immer Bedenken, dass nicht die letztendliche Wissenschaftliche Arbeit das Bild einer Wissenschaft (oder ihrer Theorien) prägt, sondern die Art und Weise wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Um ehrlich zu sein, so wie immer über die Evolution des Menschen oder die Evolutionstheorie im Allgemeinen berichtet wird, nämlich größtenteils falsch, wundert es mich nicht, dass es eine große Anzahl von Menschen gibt, die nicht von ihr überzeugt sind. Wäre ich auch nicht, wenn ich mich nur auf BILD, GMX und ZDF verlassen würde.

Dies ist dann letztendlich auch eine Frage, wie sich die Wissenschaftler in der Öffentlichkeit darstellen, und hierbei sollte man sich stets um absolute Korrektheit und Faktentreue bemühen und sich keinesfalls zu irgendwelchen Begeisterungsstürmen hinreißen lassen. Letztendlich schadet man nicht nur sich selbst mit einem solchen Gebaren, sondern auch seiner ganzen Fachrichtung.


Alles Gute.